Essstörungen wie Anorexie, Bulimie oder Binge Eating sind keine reinen Ernährungsprobleme, sondern Ausdruck tiefgreifender psychischer Konflikte, die sich auf das Essverhalten und die Körperwahrnehmung auswirken. Diese Störungen führen oft zu einem massiven Verlust der Alltagskompetenz und der sozialen Rollen (wie Beruf, Schule oder Freizeit).
Die Psychisch-funktionelle Ergotherapie begleitet Betroffene auf dem Weg zur Genesung, indem sie das körperliche Erleben, den emotionalen Ausdruck und die praktische Handlungsfähigkeit in den Fokus rückt. Wir arbeiten daran, das gestörte Verhältnis zum eigenen Körper zu heilen und eine gesunde, aktive Gestaltung des Alltags zu ermöglichen.
Körperwahrnehmung und Selbstakzeptanz
Ein zentrales Ziel ist die Normalisierung der Wahrnehmung des eigenen Körpers, die bei Essstörungen oft verzerrt ist.
Sensorische Integration: Wir nutzen gezielte Angebote (z. B. Bewegungsübungen, Arbeit mit verschiedenen Materialien), um eine realistischere und positive Verbindung zum Körper aufzubauen.
Achtsamkeitsübungen: Training, um Hunger- und Sättigungsgefühle sowie Emotionen differenziert wahrzunehmen und darauf angemessen zu reagieren, statt sie durch Essverhalten zu regulieren.
Entspannung und Stabilisierung: Erlernen von Entspannungstechniken zur Reduktion von Anspannung und Angst, die oft mit der Nahrungsaufnahme verbunden sind.
Kreativer Ausdruck und Emotionsregulation
Essstörungen dienen oft als Bewältigungsstrategie für schwer auszudrückende Gefühle oder Konflikte. Die Therapie schafft alternative, gesunde Ausdrucksformen.
Kreative Medien: Durch Malen, Modellieren oder Gestalten können unterdrückte Gefühle, Ängste und innere Konflikte nonverbal ausgedrückt und reflektiert werden.
Rollenfindung: Wir unterstützen bei der Identifikation und Wiederaufnahme gesunder sozialer Rollen abseits der Erkrankung (z. B. Freund, Student, Kollege), um das Selbstwertgefühl zu stärken.
Soziale Kompetenz: Bei Bedarf Training von Kommunikationsfähigkeiten, um eigene Bedürfnisse und Grenzen im Umgang mit anderen klar und sicher zu äußern.
Wiederherstellung von Alltagsroutinen
Die Erkrankung zerstört oft die normalen Tagesabläufe. Der Weg zurück erfordert das schrittweise Wiedererlernen von Strukturen.
Strukturaufbau: Gemeinsames Erarbeiten einer gesunden, nahrungsunabhängigen Tagesstruktur, die Aktivität und Ruhephasen in Balance bringt.
Training von Handlungsketten: Wiederherstellung alltagspraktischer Fähigkeiten (z. B. das Einkaufen von Lebensmitteln, das gemeinsame Kochen), die durch die Erkrankung vermieden wurden.
Belastbarkeit: Steigerung der psychischen und physischen Belastbarkeit, um eine Wiedereingliederung in Schule, Studium oder Beruf vorzubereiten.
Die Ergotherapie ist ein aktiver Begleiter in der Behandlung von Essstörungen. Wir helfen Ihnen, die Beziehung zum eigenen Körper zu heilen, gesunde Bewältigungsstrategien zu etablieren und die Handlungsfähigkeit für ein erfülltes, selbstbestimmtes Leben zurückzugewinnen.
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